Als ich meine erste Führungsrolle übernahm und es wie es damit weiter ging
Als ich meine erste Führungsrolle übernahm, hatte ich darauf eine Weile hingearbeitet.
Über die Jahre habe ich an verschiedenen Führungskräftenachwuchsprogrammen teilgenommen und verschiedenste Seminare besucht. Dabei Freude empfunden aber auch den Druck, den die Erwartung an Leistung bei mir erzeugte. Die Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung waren immer intensiv, oft hoch emotional und manchmal auch tränenreich.
Im Job habe ich Leistung gebracht, Sichtbarkeit erzeugt bei den Entscheidern, kleinere führende Aufgaben übernommen ohne disziplinarische Verantwortung.
Ich hatte mich an den Rand der Erschöpfung gebracht und mit viel Mut, Selbstfürsorge und Kraft wieder stabilisiert. Und meinen Alltag dann so gestaltet, dass die Strukturen mir Sicherheit gaben, ich kraftvoll und gesund bleiben konnte und dadurch ein stabiles Fundament hatte.
Denn ich hatte Angst davor, wieder einzubrechen. Angst davor, die Erwartungen nicht zu erfüllen, andere und mich zu enttäuschen und auch, mir damit den Weg nach Oben zu verbauen.
Andererseits hatte ich richtig Lust auf neue Herausforderungen.
Es war an der Zeit für mehr Verantwortung, mehr Gestaltungsmöglichkeiten und für Karriere.
Und trotzdem war da neben viel Freude auf diesen Job und die Verantwortung auch Verunsicherung. Die erste Zeit in der neuen Rolle habe ich im Nachhinein so beschrieben: „Ich habe mich gefühlt wie auf einem Spielbrett, ohne die Spielregeln zu kennen.“ Irgendwann wurde das dann aber besser. Ich hab mich reingefuchst, reflektiert, Feedback eingeholt und meinen Weg gefunden.
Und ich hatte tolle Chefs, das war für mich auch wichtig. Und tolle Mitarbeiter, das war mindestens ebenso so wertvoll.
Teaminterner Rollentausch mit Potenzial
Die Mitarbeiter waren übrigens bis zu dem Tag, an dem ich die Führungsrolle übernommen habe, noch meine Kollegen. Und einer der Mitarbeiter war bis dahin sogar mein Vorgesetzter. Ja, genau. Wir haben quasi die Rollen getauscht. Das hat Potenzial – zum Gelingen ebenso wie zum Scheitern. Wir haben das gut hinbekommen, die Mitarbeiter, ich als Führungskraft und wir als Team. Auch wenn‘s natürlich in der ersten Zeit immer mal geruckelt hat und es heftigere Diskussionen gab, die auch nicht immer nur konstruktiv waren und mich manchmal wütend und traurig gemacht und verunsichert haben. Aber irgendwann lief es dann richtig gut. Ich konnte noch drei weitere Mitarbeiter einstellen, durfte weitere Themen verantworten und wir haben gemeinsam wirklich gute Ergebnisse geliefert.
Ein Managementteam mit vielen Stärken
Und im Managementteam hat sich das auch richtig gut eingespielt. Nach ein paar strukturellen Veränderungen waren wir eine Abteilung mit Standorten in vielen Ecken von Deutschland mit einem Abteilungsleiter, der die Fäden zusammengehalten, Entwicklung ermöglicht und den Druck von Oben ausgehalten hat. Da war immer Verlass drauf und das war ein entlastendes Gefühl, das mich hat freier arbeiten lassen. Gemeinsam im Leitungsteam sowie mit allen Mitarbeitern haben wir unsere Tagesgeschäftsthemen geliefert und mit Projekten Veränderung gemanagt.
Nicht alles war immer nur schön und leicht.
Klar war da auch mal Sand im Getriebe oder Managemententscheidungen haben die Richtung geändert. Klar waren da auch Managementkollegen bei, mit denen ich nicht auf einer Welle war. Klar waren da auch mal Dienstreisen, bei denen der Zug morgens um 5:20 startet und abends ziemlich spät irgendwann wieder in den Heimatbahnhof einfuhr. Schlaflose Nächte, weil mich Situationen, Probleme, Anforderungen nicht losgelassen haben. Spinningstunden, bei denen ich die erste halbe Stunde gedanklich gearbeitet habe, um an irgendwas noch den Haken zu machen.
Aber alles in allem hat‘s richtig Spaß gemacht. Es waren fordernde und fördernde Jahre, die mich stark geprägt haben in dem wie ich heute arbeite, denke und lebe.
Die Entscheidung für Veränderung
Die Entscheidung zu gehen und mit Mut neu zu starten, war meine. Ganz allein für mich getroffen, dann in guten, ehrlichen und intensiven Gesprächen mit meinen Vorgesetzten diskutiert und geplant und dann durch ganz wunderbare Umstände etwas beschleunigt.